Geschichtliche Berühmtheit
in der Gemeinde Kirchdorf - Ritter Michael von Jung
Geschichtliche Berühmtheit erlangte unsere Gemeinde durch den Pfarrer von Kirchdorf, Ritter Michael von Jung, geb. 29.09.1781, der von 1811 bis 1849 in Kirchdorf als Pfarrer wirkte. Bei einer Thyphusepidemie machte sich Pfarrer von Jung um die Bekämpfung der Seuche verdient, indem er Kraft seiner geistlichen Autorität entgegen dem damaligen Trend zweckmäßige hygienische Maßnahmen durchführte, so dass die Seuche in seinem Amtsbereich Kirchdorf nur wenige Opfer forderte. Als Dank dafür wurde er von König Friedrich I. von Württemberg im Jahr 1814 zum Ritter des Königlich-Württembergischen Zivildienstordens ernannt. Diese Auszeichnung brachte für Herrn Pfarrer Jung die Erhebung in den Adelsstand mit sich. Pfarrer Jung war so stolz auf seinen Orden, dass er ihn ständig trug. Insgesamt war er allem Militärischem wohl sehr zugewandt.
Den höchsten zivilen Orden des Königreichs Württemberg, der mit dem persönlichen Adel verbunden war, erhielt er 1814 nicht für seine Poesie, sondern „wegen seines ausgezeichneten Benehmens bei der Nerven-Fieber-Epidemie“:
Es wird von daher auch von ihm erzählt, dass er zum Abschluss des Sonntagsgottesdienstes die Orgel einen zünftigen Marsch spielen ließ, und er dazu das Weihwasser an die Gläubigen austeilte. Zur Legende geworden ist Pfarrer Jung durch seine gesungenen Beerdigungspredigten. Ritter des Königlich Württembergischen Civilverdienst-Ordens. Sein wichtigstes Werk: „Melpomene oder Grablieder“. In seinem dichterischen Werk Melpomene oder Grablieder sind diese heute noch nachlesbar. Hier finden Sie das Grablied zum nachlesen.
Er hatte seine vom Typhus befallene Gemeinde aufopfernd und in vorbildlicher Weise betreut. Mit 68 Jahren wurde er auf einen "seinem gebrechlichen Alter angemessenen Posten" versetzt - nicht strafweise wegen seines Beerdigungsrituals, das zu seinen Lebenszeiten gar kein besonders Aufsehen erregte. Er starb 1858 als Kaplan in Tettnang.
Erst 20 Jahre nach seinem Tod wurde er berühmt als „eine Erscheinung einzig in ihrer Art und absolut unnachahmlich“ (Anonymus im Württembergischen Staatsanzeiger 1878) – als Original. Er goß nämlich seine Leichenreden in Verse und sang sie auch auf dem Friedhof nach populären Melodien.
In 200 Todesfällen hat Pfarrer Michael von Jung darin die Lebensläufe der Verstorbenen samt aller Missetaten völlig unverblümt und ungeniert in Reimform gebracht und diese zu bekannten Melodien wie etwa "Das Wandern ist des Müllers Lust" auf seiner Gitarre am offenen Grabe vorgetragen. Pfarrer Michael von Jung hat in seiner Amtszeit die Gemeinde Kirchdorf nachhaltig beeinflusst und durch seine Originalität auch verschiedene oberschwäbische Dichter zu einer literarischen Darstellung seiner Person und seiner Zeit inspiriert. Besonders bekannt ist das Theaterstück von A. Weitnauer "Sing nicht Vogel", wenngleich es sicher die Person Michael von Jungs etwas überzeichnet. Das Buch "Michael von Jung - Ausgewählte Werke" kann bei der Gemeindeverwaltung, Rathausstraße 11, 88457 Kirchdorf oder unter info(@)kirchdorf-iller.de bestellt werden.
Lebenslauf
Michael von Jung (1781 - 1858)
1781: Michael Jung im oberschwäbischen Saulgau geboren als Sohn eines Schneidermeisters
1796–1800: Nach einer Schneiderlehre Besuch der Lateinschule in Überlingen
1801–1805: Studium an der Benediktiner-Universität Salzburg und Ausbildung im Priesterseminar der Diözese Konstanz in Meersburg
1806: Vikar in Erolzheim
1811: Pfarrer in Kirchdorf an der Iller
1814: Erhebung zum „Ritter des Königlich Württembergischen Civilverdienst-Ordens“
1839: „Melpomene“, Jungs wichtigstes und bekanntestes Werk, wird in Ottobeuren gedruckt
1849: Versetzung auf eine Kaplanei in Tettnang
1858: Michael von Jung stirbt
Der Pädagoge
Der Pädagoge
Michael von Jung war als Schriftsteller zuallererst ein in Versen und nach Noten predigender Seelsorger und Aufklärer.
Den pädagogischen Auftrag des Geistlichen griff er sich aus den Ideen der Aufklärung, die ihn prägte, als Lebensaufgabe heraus. Vernunft und Tugend verbürgen Glück im Diesseits und ewiges Heil! Das ist die Quintessenz aller Grablieder.
Leidenschaft in jeder Form ist die Hauptwurzel aller Übel, Mäßigkeit dagegen eine Grundtugend, die er immer wieder einschärft. Nie vergisst er die lebenspraktischen Nutzanwendungen aus seinen Beispielen zu ziehen.
In hochdramatischen Schilderungen von Unglücksfällen und von Verbrecherkarrieren nach dem Vorbild volkstümlicher Moritatensänger steigert er die nachdrücklich belehrende Wirkung durch drastischen Realismus. Michael von Jung war aber nicht nur ein unermüdlicher Moralpauker, sondern auch ein echter Menschenfreund und wahrer Christ.
Michael-von-Jung-Gedenkstätte in der Michael-von-Jung Schule
Priester - Aufklärer - Poet - Dichter! Immer kleiner wird der Kreis derer, die all diese Facetten spontan und auf Anhieb benennen können, wenn sie nach Kirchdorfs bedeutendstem Dorfpfarrer Ritter Michael von Jung gefragt werden. In Kooperation mit dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach, Herrn Dr. Schmid, wurde die im wesentlichen nur aus Kopien seiner Handschriften bestehende kleine Sammlung an der Michael-von-Jung-Schule unter dem Einsatz moderner Medien aufbereitet, um das Interesse am Leben und Wirken Michael von Jungs neu zu beleben. Die Ausstellung ist während des Schulbetriebs an der Michael-von-Jung-Schule zubesichtigen.
Wir bitten um Voranmeldung:
Öffnungszeiten
Während der Schulzeit
Mo - Di 7.50 – 17.00 Uhr
Fr 7.50 – 13.00 Uhr
Außerhalb der Schulzeit besteht die Möglichkeit telefonisch einen Termin mit dem Schulsekretariat zu vereinbaren.
Mo – Fr 7.30 – 12.30 Uhr
Kontakt
Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule
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